Donnerstag, 25. April 2013

silicone hoax

Behauptung:

Jetzt endlich lebenslange Haltbarkeit bei Brustimplantaten


Kritische Wertung :

Mit Rundschreiben vom 18. Mai 2004 kündigt die deutsche Niederlassung der US-amerikanischen Firma Inamed ein Garantieprogramm für Brustimplantate der Marken McGhan Style 510 Dual-Gel und McGhan Style 110/120 Soft Touch an. Dieses Garantieprogramm soll gelten „für Schäden der Implantathüllen und der daraus resultierenden Hüllenruptur innerhalb von 10 Jahren“.

Zusätzlich bietet Inamed  auf Lebenszeit eine Garantie für Schäden an der Implantathülle und der daraus resultierenden Hüllenruptur für alle McGhan Silikongel-Brustimplantate in der Form eines unentgeltlichen Ersatzes.

Was also wird garantiert? Die Ersatzleistung im Falle X, nicht aber die Beständigkeit der Implantate über ein ganzes Frauenleben , und auch nur dann, wenn eine Hüllenruptur auf einen Schaden der Implantathülle zurückzuführen ist. Es handelt sich hier also um eine Produkthaftung, die dem Hersteller eines jeden Produktes – und in besonderem Masse den Herstellern von Medizinprodukten – obliegt. Eine Endkontrolle mit Ausmusterung von schadhaften Produkten  ist doch das Mindeste, was man vom Hersteller von Brustimplantaten  erwarten kann. Wozu der Lärm?
 
Was geschieht aber im Falle Y, wenn die Implantathülle durch „Altersschwäche“ die Reißkraft verliert und für Silikonmoleküle aus dem Innern vermehrt durchlässig wird?
Diese Situation tritt (basierend auf 40 Jahren Erfahrung mit Silikongel-Implantaten) nach 10 bis 15 Jahren regelmäßig ein. Denn wie bei jedem anderen technischen Produkt unterliegen auch die Komponenten der Silikongel-Implantate einem Alterungsprozess, insbesondere im aggressiven Milieu des Bioorganismus.

Auf der Jahrestagung der Vereinigung Deutscher Ästhetischer Plastischer Chirurgen VDÄCP 2003 in Freiburg präsentierte eine Forschungsgruppe aus München Studienergebnisse, die ein drastisches Nachlassen der Reißkraft von Silikon-Implantathüllen im Laufe von 5 Jahren belegten.

Alles Schnee von gestern? „Vergessen Sie den Dreck, den wir Ihnen bisher angedreht haben. Die neuen Implantate halten jetzt lebenslang!“ So etwa muss man die in die Zukunft gerichtete Botschaft verstehen.

Es erinnert ein bisschen an die Garantie für die schusssichere Westen: Bei Versagen Geld zurück!

Wenn heute bei Ausgrabungen in Ägypten ein 3000 Jahre altes Gefäß mit Honig gefunden wird, welcher noch genießbar erscheint, liegt der Schluss nahe, dass sich Honig unter gewissen Bedingungen 3000 Jahre halten kann. Hieraus kann dann  auch eine vorausschauende Prognose für die Haltbarkeit des Honigs unserer Tage hergeleitet werden. Nachdem es nun leider in den letzten 40 Jahren seit der Erfindung  ausschließlich  skandalöse Berichte über defekte, überalterte Silikon-Implantate gegeben hat, gibt es keine Veranlassung, übertriebenen Optimismus zu verbreiten.

Dennoch sind es immer die Selben, die es nicht lassen können und aus der zugesagten lebenslangen Ersatzleistung des Herstellers McGhan eine lebenslange Haltbarkeit der Implantate zimmern. Die Motivation für solch undiszipliniertes Denken ist leicht erkennbar.......

Der nächste Silikonskandal kommt bestimmt.

Was hat aber letztlich das Unternehmen Inamed dazu veranlasst, eine derartige Produktgarantie abzugeben? Bahnbrechende Fortschritte in der Silikonchemie sind in den letzten Jahren nicht bekannt geworden, d.h. das Ausgangsmaterial für Silikonimplantate ist das gleiche wie in den Jahren zuvor. Es bleibt als Erklärung eine neue Marketingstrategie.

Vom betriebswirtschaftlichen Standpunkt aus ist die Abgabe einer Garantieerklärung eine Frage des Verkaufspreises des Produktes. Man kann auf jedes Produkt – unabhängig von der Qualität - eine Ersatzgarantie abgeben, vorausgesetzt, die Kosten für die Ersatzvornahme sind im Verkaufspreis mit berücksichtigt. Dies läuft insbesondere dann, wenn es im Markt keinen Preisdruck gibt. Und genau das ist hier der Fall. Denn die Implantatkosten sind gemessen an den Gesamtkosten für eine Brustvergrößerung nicht wirklich relevant. Die Kosten werden an den Patienten durchgereicht und dieser zahlt gerne für „Qualität“, wenn es um die eigene Haut geht. Weder Arzt noch Patient sind in der Lage, die wirkliche Qualität eines Implantates zu beurteilen. Bezahlt werden also letztlich des Kaisers neue Kleider.

Das diese neue Marketingstrategie der Firma Inamed auch erfolgreich sein könnte, mag der Bunten Presse entnommen werden, denn es haben sich bereits die üblichen Verdächtigen gefunden, die darin das Anbrechen einer neuen Ära der Implantatchirurgie lauthals verkünden.

Nun wünschen wir zum Schluss dem guten Onkel Inamed Gesundheit und ein langes Leben!

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